Bene Hengl war nicht zu stoppen |
Österreichs Wasserball-Liga OWL funkelte wie eine Perle in der Grazer Auster. Die Playoff-Spiele am vergangenen Wochenende gerieten zu sportlichen Knüllern vor vollen Tribünen. Wasserball-Festspiele in Graz mit dem Hauptdarsteller Tirol, der nach 6 Siegen in Folge vor den letzten beiden Playoff-Runden schon den Meistersekt einkühlen kann.
Am Samstag, den 7. Juli begann vor einer beeindruckenden Kulisse in der Grazer ‚Auster‘ die zweite Playoff-Runde der Österreichischen Wasserball Liga OWL. In der Tat waren wir schon bei liebloser und weniger aufwändig organisierten Champions-League Runden zu Gast, ganz zu schweigen von der großzügigen Bewirtung die keinen Wunsch offen ließ und der tollen Atmosphäre, die dem Aufeinandertreffen der besten vier Mannschaften des Landes einen mehr als nur angemessenen Rahmen verlieh. Die professionell organisierten Wasserballfeste im kürzlich erbauten Grazer Wassersportkomplex heben das Ansehen der Sportart, es ist toll was die Grazer Funktionäre auch zu dieser Veranstaltung auf die Beine gestellt haben, dies ist durchaus mal eine Erwähnung wert.
Ein weniger erfreuliches Unikum bei dieser Runde waren indessen die exzentrischen Einwürfe des Kommentators, der bei Spielen der Grazer, der Heimmannschaft Spielzüge ansagte, den Schiedsrichtern Entscheidungen nahelegte und so mehr als nur einmal empfindlich in das Spielgeschehen eingriff und versuchte den Spielverlauf zu beeinflussen (während er gleichzeitig nie verlegen war, gegnerische Spieler zu Fairness und Sportlichkeit zu ermahnen).
Dass dem WBV Graz am Samstag die Sensation der Runde gelang, ist allerdings nicht der Übersicht und Eloquenz des Herrn am Kampfgericht zuzuschreiben. Der beherzten und hochmotivierten Grazer Mannschaft, die bisher in jeder Playoff-Runde mit einem neuen zusätzlichen Legionär aufwartete, gelang es gegen den Titelaspiranten aus Salzburg einen 5 Tore Rückstand aufzuholen und sogar 6 Sekunden vor Schluss, durch den Treffer Miha Smarcans den Sieg in einer großartigen, packenden Partie zu erkämpfen. Dabei war die Stimmung vor rund 250 Zuschauern großartig, die Begegnung buchstäblich bis zur letzten Sekunde hochspannend und emotional – das Publikum, in dem zahlreiche bekannte Gesichter auszumachen waren (darunter auch Erik Bundschuh, aktives Kadermitglied der ungarischen Nationalmannschaft), bekam mit Sicherheit eine der aufregendsten Begegnungen der letzten Jahre zu sehen.
Zuvor waren bereits die beiden Innsbrucker Teams aufeinandergetroffen, wobei die jungen Wilden vom WBCI den großen Bruder Tirol vielleicht sogar etwas mehr ärgern konnten, als man erwartet hätte und einige Zeit lang sogar eine knappe Führung verteidigen konnten. Am Ende las man auf der Anzeigetafel dennoch ein standesgemäßes 11:18 für den WBCT, das allerdings ob der vielen Gegentore vom Favoriten als Weckruf für die Defensivabteilung interpretiert wurde.
Mit Erfolg, wie sich am Sonntag herausstellte – Tirol zeigte sich in den Entscheidungsspielen gegen Graz und Salzburg als gewandelte und hochkonzentrierte Mannschaft. Im Vormittagsspiel stand man gegen, von ihrem Überraschungserfolg aufgepeitschte und sehr motivierte, darüber hinaus traditionell heimstarke Gastgeber vor einer schweren Aufgabe. Nach einem ruckelnden Start konnte man bald einen 6 Tore Vorsprung erarbeiten, dass dies gegen die Steirer jedoch keineswegs eine Erfolgsgarantie darstellt, hätte seit ihrer furiosen Aufholjagd am Vortag klar sein müssen. Dennoch gelang es dem WBCT nicht, der Heimmannschaft den sprichwörtlichen Todesstoß zu versetzen, bei gleich drei potentiell vorentscheidenden Überzahlsituationen in Serie fand der Ball nicht ins Grazer Tor, im Gegenzug kam der Gastgeber sogar bis auf 2 Zähler heran. In den entscheidenden Momenten konnten die Tiroler jedoch wichtige Treffer setzen, die individuelle Klasse von Bene Hengl, Johannes Gratzl oder Jozef Valach erwies sich als unabdingbar für den immens wichtigen 13:16 Sieg, der jedoch im Spielverlauf nie wirklich gefährdet war. Das Match gegen den Drittplatzierten des Vorjahres verlangte dem Titelverteidiger einiges ab, schonen für das ewige Derby gegen den Herausforderer aus Salzburg, das am Nachmittag noch anstand, konnte man sich gegen das neu formierte, gefährliche Grazer Team nicht.
Zunächst trafen die Mozartstädter aber auf den WBCI, der dem amtierenden Vizemeister erstaunlicherweise Paroli bieten konnte. Die Salzburger schafften es unter Anstrengung sich entscheidend abzusetzen, durch Weitschüsse von Patrick Schallner und dank der Übersicht Pippo Perisuttis, gelang es den Nachwuchstalenten aber immer wieder Nationalkeeper Salkan Samardzic zwischen den Pfosten der Salzburger zu überwinden. Dávid Csente, begrub jedoch beinahe im Alleingang die immer wieder kurz aufkeimende Hoffnung auf eine Sensation und den ersten Sieg des WBCI in der Finalserie. Der Goalgetter entschied mit sagenhaften 13 Toren das Spiel und gleichzeitig wohl auch das Rennen um die diesjährige Torjägerkanone. Endergebnis: 21:15.
Im darauf folgenden Spiel Innsbrucks gegen Graz wurde die dünne Personaldecke virulent. Kapitän Johann Stadl saß gegen die Steirer eine Sperre aus dem Vorspiel ab, wodurch den ohnehin gelichteten Reihen des WBCI ein Führungsspieler abhanden kam. Die abgekämpfte Jugendtruppe, der darüber hinaus die kürzeste Regenerationszeit beschieden war, trat mit nur einem Ersatzspieler an, schlug sich unter der Führung Peter Hornaks allerdings beachtlich und kann erhobenen Hauptes auf die Runde zurückblicken, die für sie mit einem 15:7 gegen den Gastgeber endete, der sich in seiner Heimrunde insgesamt überraschend spielstark zurückgemeldet hatte.
Für den WBC Tirol stand das große Finale noch bevor, mit einem Sieg über Salzburg wäre ein großer Schritt Richtung Titelverteidigung vollbracht. Entsprechend angespannt und konzentriert startete man ins Derby, schwimmfreudig gingen die Tiroler Konter für Konter und konnten in einem intensiven Spiel bald für einen deutlichen Vorsprung sorgen. Salzburg bäumte sich auf, kam zwischenzeitlich auf zwei Tore heran, doch die sehr solide aufspielende Tiroler Abwehr zeigte sich unerschütterlich, ehe durch eine total unerklärliche Schiedsrichterentscheidung wieder etwas Bewegung in die bis dahin auf beiden Seiten geordneten Reihen und in die Partie kam. Salzburgs Routinier Christian Stickler und Tirols Center Paul Kovac wurden zu ihrer beider Verblüffung nach einer vergleichsweise harmlos wirkenden Szene mit einem Ausschluss ohne Ersatz bedacht. Nach je einem Penalty für jedes Team verliefen die folgenden Minuten, die beide Mannschaften dezimiert spielen mussten ausgeglichen, Tirol ließ sich in der Folge auch nicht mehr aus dem Konzept bringen und spielte einen sehr wichtigen Sieg heim. Das letztlich deutliche 12:7 über Salzburg war der 31. Sieg in Serie und ein Meilenstein auf dem Weg zur Titelverteidigung.
Nach der zweiten Playoff-Runde steht Tirol mit voller Punktzahl und 7 Zählern Vorsprung zum Zweitplatzierten, Paris Lodron Salzburg da, die Ausgangslage vor der Runde in dessen Heimat könnte nicht besser sein. Das richtungsweisende schwierige Play-Off in der Auster war für den WBC Tirol vom Resultat her, aber mindestens in gleichem Maße auch spielerisch ein voller Erfolg, in allen Begegnungen konnte man souverän auftreten, alle Mannschaftsteile überzeugten diesmal durchwegs. Das Spitzenfeld der Wasserball-Liga ist allerdings auch in dieser Runde näher zusammengerückt, was die angestrebte Titelverteidigung als anspruchsvolles, aber natürlich umso reizvolleres Unterfangen erscheinen lässt. Nichtsdestotrotz ist man in Tirol entschlossen, auch in der bevorstehenden Runde in Salzburg den Nimbus des Ungeschlagenen zu verteidigen und schon im Leopoldskroner Bad den 6. Titel in Folge zu fixieren. Der Weg zum angestrebten Erfolg ist noch lang, ist man sich unter den Spielern einig, schon am Montag Abend beginnt wieder die Vorbereitung für das wichtige Playoff am Fuße der Festung Hohensalzburg am 21.-22. Juli, bei dem man mit einer Leistung wie sie in Graz gezeigt wurde, vielleicht sogar den Titel vorzeitig fixieren kann.